Seit dem Aufkommen des VHS-Videosystems nutzt Albert Hummel die exquisite
Speichermöglichkeit dieses Mediums, um nach eigenem Erachten qualitativ
wertvolle Kulturzeugnisse aufzuzeichnen. So hat sich parallel zu seinen
Alltagsverrichtungen ein Schaffenszweig herausgebildet, der einen
beständigen Informationsstrom aus der virtuellen Welt in die eigene
Existenz
einleitet. In jüngerer Zeit hat er sein Aufzeichnungsformat auf
DVD-Technologie umgestellt, so daß die analoge Phase auch für
ihn als
abgeschlossen betrachtet werden kann. In der Oberwelt wird erstmals
sein
ca. 5000 Casetten umfassendes Speicherkontingent für ihn selbst
und das
Publikum in vollem Umfang zugänglich sein.
Der archivarischen Ordnung dieser gespeicherten Kulturphänomene
wird als
Umrahmung ein entropisches Katastrophenszenario an die Seite gestellt:
Die
Ansammlung von Plastikmüll in den windstillen maritimen Zonen der
Roßbreiten, als weltgrößter hochtoxischer Müllkippe.
Albert Hummel ist TV-Kultursammler. Er ist mitte 50, Kunsterzieher
in Baden-Baden,
als Künstler Zeichner, und zeichnet seit Jahrzehnten systematisch
TV-Sendungen
mit besonderem kulturellem Wert auf Video auf.
Auf diese Weise hat er ein mehrere 1000 Bänder umfassendes Privatarchiv
angelegt.
Oberwelt präsentiert dieses Archiv, das an sich schon vielfältige
ästhetisch interessante
Merkmale aufweist:
Z.B. die Verschiebung von Farbwerten der Cassetten-etiketten:
Bis Anfang der 80er Jahre Herstellerfirmen aus dem europäischen
Raum (Agfa, BASF, Kodak),
dann ausschließlich asiatische (Fuji, Sony u.a.)
Das Archiv ist auch benutzbar, d.h. die Vorführung von Filmen nach
Wahl ist möglich.
Albert Hummel wird außerdem über seine Sammlungstätigkeit
Auskunft geben.
Kurt Grunow