Planraum – Denkmodell
Ich thematisiere mit dem Projekt das Verhältnis zwischen
Denkraum (Planraum) und Zustandsraum. Der Begriff Denkraum bezeichnet
den gedanklichen nicht physikalischen Raum, in dem nach ausgewählten
Regeln Aktionen – nicht explizite Zustände - behandelt werden.
Der Begriff Zustandsraum bezeichnet das, was im Moment des Planens/Denkens
mit den Sinnen wahrgenommen werden kann. Der Zustandsraum hat immer
Einfluss auf den Denkraum und der Denkraum hat dann Einfluss auf den
Zustandsraum, wenn die Ergebnisse des Denkens in Handlungen umgesetzt
werden, die Folgen im Zustandraum haben. Der Denkraum ist unendlich
während der Zustandraum endlich ist. Man kann sich immer entscheiden,
entweder vom Zustandsraum oder vom Denkraum auszugehen. –(Mit
dem entwickelten Zustandsraum-Modell können Phasen des Denkens
im Zustandsraum, operational und im Prozess, in Entsprechung zu dem
was im Denkraum geschieht in einzelnen, kleinen Schritten – dort
in Zuständen - festgehalten werden.)
Mit der Theoriearbeit „künstliches Denken“ habe ich
allgemein zutreffende Kanten des planerischen Denkens in Regeln umgelegt,
die nahezu jedes Denken zulassen. Aus diesen entstand das Designobjekt
für den Zustandraum.
Dieses Objekt, das dreidimensionale Visualisierung ermöglicht,
befindet sich im Zustandsraum und repräsentiert eine mögliche
Weise den Denkraum zu entwickeln oder zu verwenden. Es fungiert als
reflexiver Bezugspunkt. Denkraum und Planraum können sich so auf
einer Ebene annähern.
Mit dem Projekt möchte ich ein Werkzeug an die Hand geben mit dem
Denkräume entwickelt und Denkwege nachvollzogen werden können
oder anhand dessen man sich beim planerischen Denken orientieren kann
– einzeln oder zu mehreren. Auf dieser Grundlage können eigene
Logik und Syntax für ein eigenes Denkmodell programmatisch entwickelt
werden. Das Denkmodell im Zustandsraum ist ein Designobjekt, das nach
meinen Untersuchungen die Strukturen des Denkens und seine Offenheiten
im Zustandsraum annähernd nachbildet und physisch erfahrbar macht.
Denkschemen, Denkstrukturen oder Denkmodelle, also das was ich u.a.
künstliches Denken nenne, können über diesen Punkt (re)flexiv,
auch von einer Gruppe, angewandt werden oder wirken.
Künstliches Denken
Anhand eines nicht elektrischen Modells, das den strukturellen Aufbau
des Gehirns nachahmt, einer Prozessumgebung für das Denken, können
eigene Denkabläufe bis ins Kleinste, einzeln oder in Gruppen, hergestellt
und überprüft werden. Die Ausstellung gibt einen Überblick
über den Stand der Entwicklung.
Niemals gab es eine ausgeprägte Alltagskultur des Denkens. In der
Antike, dem Zeitabschnitt, in dem ein wichtiger Grundstein für
unsere heutigen Denkformen gelegt wurde, gab es neben der Gymnastik
noch eine Forderung nach einem Minimum an Wissen über Grammatik
und Musik (5. Jh.). Der Umgang mit dem Phänomen „Denken“
reicht historisch von der Regelung durch Gesetze (Symmetrie und Balance
bei den Ägyptern) über Gleichgültigkeit in der Zeit der
Vorsokratiker bis hin zum Verbot eigenen Denkens von Untergebenen in
hierarchisch geordneten Gesellschaftsformen (welches immer parallel
existent war). Durch das computative Zeitalter und die damit einhergehende
Globalisierung herbeigeführt wird das eigene Denken wichtiger.
Es entwickelt sich zum einzigen Zugang zu allem. Ein Generalistentum
ist im Begriff, sich wieder auszubilden. In der Zeit, in der Sprache
etabliert ist und schon im Begriff zu inflationieren, ist Sprache noch
immer das Wichtigste und am weitesten Verbreitete, was zur Ausbildung
eines Denkens beiträgt. Sie ist aber nicht mehr das alleinig Ausschlaggebende,
das Denken ausbildende Faktum (Trigger), sondern nur noch Vehikel. Alle
Mittel, die das Denken anstoßen, beginnen das Denken auszubilden
- vor allem auch bildnerische.
Dass in ihren Elementen gleichbleibende Apparate es vermögen, das
Denken einzustellen und zu verstellen, ist am Gebrauch von mehr oder
weniger verbreiteten, kulturell entwickelten Gegenständen zu erkennen.
Sind sie weiter verbreitet, kommen einheitliche kulturelle Abläufe
und Handlungen und somit auch synchrone Lebensläufe zustande. Daraus
lässt sich schließen, dass sich auf Grund der Gleichheit
der Geräte annähernd ähnelnde formale Denkstrukturen/-modelle
(hier frei von Inhalten [also physischen Objekten und der Vorstellung
von diesen] betrachtet, aber natürlich anhand dieser sich entwickelnd)
ausbilden konnten. Nicht etwa nur solche übereinstimmenden Einstellungen
des Denkens, sondern solche und jene, die neben Anderen benutzt werden
konnten. Nicht etablierte neben etablierten. Trügerisch ist die
Empfindung, dass nicht übereinstimmende, also asynchrone Denkstrukturen/-modelle
unwichtiger wären als synchrone.
Durch die Erforschung der Künstlichen Intelligenz (die wiederum
ihre Vorbilder in der Geschichte der Produktionsmaschinen sucht (Zuse))
ist der Umgang mit Rechenmaschinen eingelassen in seine sinnstiftende
Monade. Die Vision von Künstlicher Intelligenz beeinflusst die
Art und Weise, wie geforscht wird und welche Ausrichtung die Forschungsarbeit
bekommt. Über diese Treppe manifestieren und bilden sich die formale
Mechanik und die Abläufe des »gedachten« Denkens (ob
bewusst oder unbewusst spielt hier keine Rolle) als Kulturtechniken
des Denkens in den Vorstellungen.
In der Tradition der Erforschung von Künstlicher Intelligenz wurde
gänzlich außer Acht gelassen, dass es Intelligenz ist, die
ausgelagert/delegiert wird (an Automaten, und damit wird sie in einem
Endstadium künstlich) und nicht Denken. Damit wurde der Fokus zu
eng gewählt, das Denken und die Erforschung seiner Formalitäten
und Nichtformalitäten vernachlässigt - Davon abgesehen wurde
aber Denken trotzdem, mit der Erforschung und Entwicklung von (Künstlicher)
Intelligenz einhergehend, zum wichtigeren Mittel, zur wichtigeren Fähigkeit
des Kognitiven erhoben, allerdings auf der Maschinenseite vernachlässigt.
Dieses Verhältnis verlangt nach der Disziplin des Künstlichen
Denkens. Es gibt einen Bedarf. Intelligenz (Intelligentes) kann dann
als (Neben)Produkt des Denkens angesehen werden, und bleibt nicht zwingend
das Maß aller Dinge oder schlagendes Argument für Kategorisierungen..
Das der Kommunikation von Schrift und Sprache Zugrundeliegende, die
Interaktion und - in Verbindung damit - ein unablässiges (Fort)Bewegen
des Stehenden (Fixen), sind Grundlage und erkenntnistheoretische Voraussetzung
für den Umgang mit dem Denken. Sprache dient also auch mir als
Vehikel. Doch nach dem oben Stehenden befinden wir uns, wenn man so
will, auf dem Boden, auf dem Sprache durch eine sie anziehende Schwerkraft
verhaftet ist. Hier angekommen, kann man beginnen, die Kräfte und
Kräfteverhältnisse, ja sogar den Boden zu verändern.
So beginnen wir, uns bei Erkenntnissen von der hermetisierenden Determination,
die Sprache oder Kommunikationsmittel im allgemeinen aufgrund ihrer
hohen Abstraktionsgrade liefern, zu lösen. Auf bisher nicht kommunizierbaren
Wegen zu wandeln. Neue und klein bleibende – nur ein paar werden
epochal gesehen groß – Kommunikationsmodelle zu entwickeln,
die sich auch hermetisieren, aber Mischformen und Eigensinniges lesbar
machen.
Um solcherlei kommunizierbar zu machen, ist es nötig, Vorstellungen
zu produzieren – im eigentlichen Sinne und auch im materiell realisierten
Sinne –, um sie über diese Instanz zu kommunizieren. Mein
Modell mit seiner Methode ist eines von dieser Art. Ein holovisueller
Ansatz, den es ins Holographische, besser – aus einer konstruktivistischen
Perspektive gesehen – Holosynästhetische zu überführen
gilt (ich bastardisiere hier den Begriff Holographie). Ich möchte
ein Werkzeug schaffen, das es nach dem heutigen Forschungsstand ermöglicht,
Denken beliebig anfassbar zu machen, auf eine Weise, dass man folgen
kann. Ein Werkzeug, auf das man all seine erlernten und anerzogenen
Theorien und Systeme anwenden kann. Auf dem man sie überprüfen
und Fallbeispiele durchspielen kann, sodass man sie ein- und ausschalten
könne.