(english)
Stephan Potengowski schafft Installationen, Environments und begehbare
Plastiken. Seine stringent und klar aufgebauten künstlerischen Arbeiten
handeln von Behausungen und der Sehnsucht nach einem „Zuhause“
inmitten mobiler, virtueller und globalisierter Lebens- und Arbeitsbedingungen,
sie umschließen den Betrachter und eröffnen mehrdimensionale
Raumwahrnehmungen.
In einer umfangreicheren Werkreihe schuf er zunächst begehbare Rundplastiken,
deren Form er aus der Vorstellung entwickelte, den Anfang und das Ende
eines Tunnels miteinander zu verbinden. Die so entstehenden Formen, die
er in Durchmessern bis zu 6 Metern aus mit Papier bespannten Eisenstangen
aufbaute, sind durch einen Eingang innen begehbar. Sie erinnern von außen
vage an archaische Behausungen wie z.B. Iglus oder Jurten, im ganzen jedoch
eher an virtuelle Architekturen aus dem Rasternetz eines CAD-Programmes.
Die Immaterialität solcher Formsysteme wird durch Potengowskis plastische
Formulierungen zu sinnlich und real erlebbaren Architekturen umgekehrt.
Im Innern dieser Donuts ähnelnden Tunnels installierte er Basslautsprecher,
deren Geräusche (z.B. niederfrequente Herztöne) sich auf die
Konstruktion übertragen und die Papierbespannung in Vibration versetzen.
Ein Besucher im Innern dieser Plastik erlebt sich als Teil eines virtuellen
Lebewesens, zugleich aber auch in der Unwirklichkeit einer entmaterialisierten
Architektur, die als Idee universalen Charakter annimmt.
Für seine Präsentation in der Oberwelt entwickelte er diese
Werkreihe weiter zu modellhaft konzentrierten akustischen Hörstationen,
die den Begriff des Raums in der Plastik auf überraschende Weise
neu bestimmen.
Stephan Potengowski studierte an der Akademie der Bildenden Künste
in Wien bei Michelangelo Pistoletto. Er lebt und arbeitet in Tübingen.
http://www.potengowski.com