eine Ausstellung über die Entwicklung der Romantrilogie "Josephine"
über das Leben Thomas Manns
Zeichnungen, Texte, Filmcollagen von Joachim Peter
(english)
Josephine
Roman
Exposé
Wenigen ist bekannt, dass der Schriftsteller Thomas Mann im amerikanischen
Exil als Komparse bei den Dreharbeiten zu King Kong beteiligt war und
den Monsterfilm als Umsetzung seiner Roman-Tetralogie Josephus interpretierte.
Nach diesen Erfahrungen entschließt sich Thomas Mann, selbst das
Drehbuch für einen Katastrophenfilm zu entwickeln, der dem Untergang
seines großbürgerlichen Chauvinismus geweiht sein soll -
aus Josephus wird Josephine, die er in einer langen spirituellen Reise
durch die Welt zu den Wurzeln der Religionen und Mythen in sich befreien
kann.
Thomas Mann, typischer Vertreter des deutschen Bürgertums, wird
als liebevoller Fetischist konservativer Rollenklischees zum Don Quijote
seiner alten Welt, die sich im Absurden schließlich überwindet
und befreit.
450 Seiten
Eröffnung Mittwoch, 6. August, 20.00 Uhr
Besichtigung der Ausstellung bis 13. 09. 2008 Mo 21.30 - 24h,
und nach Vereinbarung unter Tel.: 0176-7630377
Finissage Samstag 13.9. 19 Uhr
Begleitprogramm: Samstag 6. 9. 20 Uhr (Filme, Vortrag, Lesung u.a. )
back
<<O>>
Inhaltsübersicht
Buch I
Thomas Mann leckt im Garten den Tau von den Grashalmen, im Bärenfell
des Wagner-Sängers Heinrich Knote, als er von seiner Frau Katia
und Tochter Elisabeth gefunden und versorgt wird, um die nächste
Lesung im Theater Urania zu halten.
Thomas Mann möchte sich ganz wie Jesus im Korintherbrief des Paulus
in einen soma pneumaticon verwandeln, einen geistigen Körper, doch
Katia kümmert sich mit Nachdruck um sein irdisches Erscheinen.
Thomas Mann spricht im Theater Urania in einer Collage von Originalzitaten
als Stimme der Nation von der Veredelung des Menschen durch den Krieg,
der Verlotterung durch die Demokratie und der akuten Bedrohung durch
die Macht weiblicher Gefühle. In einem Zitat von 1919 begrüßt
er die Sehnsucht nach einem Dritten Reich, das aus dem Krieg geboren
wird.
In der Zeit danach setzt langsam ein Wandel ein.
Thomas Mann beginnt seine Josephus-Tetralogie und beschäftigt sich
zunehmend mit Kintopp und Katastrophenfilmen.
Katia Mann übernimmt mit Guido, dem Klebebart, die Vortragsreisen
für ihren Mann, der
1928 den Nobelpreis verweigert und stattdessen als schwedische Lichterkönigin
durch das nächtliche Stockholm wandelt.
Doch seine Vergangenheit holt ihn mit der Machtergreifung Hitlers ein.
Um nicht dem Sumpf seiner antisemitischen Neigungen nachzugeben, lässt
er sich von Katia überreden, ins Ausland zu gehen.
In Sanary-sur-Mer an der Cote d'Azur , der ersten Station des Exils
untersucht Thomas Mann in Predigten an die kleine Exilgemeinschaft die
Frage der Mutter in uns. Er zitiert Angelius Silesius ("ich muß
Maria sein und Gott aus mir gebären"). Erste Absagen der amerikanischen
Studios treffen ein, die Inszenierung eines Selbstmordversuches scheitert
romantisch.
Während der Überfahrt nach Amerika beschäftigt sich Thomas
Mann mit seinen brasilianischen Wurzeln und dem Geisterkult des Cadomblé.
Seine Mutter erscheint ihm als Meeresgöttin Yemanja.
Durch die Hinrichtung eines Kunsthändlers und des Kapitäns
spirituell gereinigt, erreicht er das gelobte Land.
Buch II
In Los Angelos angekommen, besucht er als erstes die Reste der Kulissen
des antiken Babylons aus dem Film "Intolerance".
Er findet Arbeit als Komparse bei King Kong, in dem er die Geschichte
des alten Testaments erkennt und entschließt sich, selbst ein
Drehbuch für einen Katastrophenfilm zu schreiben.
Während der Recherchen beginnt er eine amour fou mit dem amerikanischen
FBI-Chef J. Edgar Hoover.
Thomas Mann wird vom FBI-Chef als Geisha-Schwester im hauseigenen Hanimachi
(Blumengarten) im 5. Stockwerk des Justizministeriums ausgebildet und
studiert mit seinem Mentor kabbalistische Mystik, deren Spuren er schließlich
nach Jamaica folgt, wo er als Führer der Ras Tafari die schwarzen
Kinder Israels heim nach Jerusalem führen möchte. Die Reise
über Casablanca, Kairo, Jerusalem, Medina und Kathmandu setzt die
Suche nach seinen spirituellen Wurzeln fort. Im tibetanischen Hochgebirge
findet er Erfüllung in der Liebe zur Yak-Kuh Argentina. Die SS-Expedition
Ernst-Schäfer findet einige Monate später den verwahrlosten
Thomas Mann und vermutet in ihm den Schneemenschen, das arische Urwesen,
das hier an der Vegetationsgrenze Gedichte Baudelaires in sein Fell
murmelt. Dr. Ernst Schäfer nimmt das Wesen ins nächste Kloster
mit und verkauft es den Klosterfestspielen als Lutzen, den Dämon
des Nordens von gewaltiger Fressgier. Schließlich gelingt Thomas
Mann die Flucht und er treibt auf einer aufgeblasenen Kuhhaut den Jang-Tse
hinab.
Thomas Mann erreicht Japan auf dem Höhepunkt des zweiten Weltkrieges
und wird in Kyoto von einer Geisha-Mutter adoptiert.
Nachdem Thomas Mann einem Fluch Hoovers zufolge eine Nacht lang 1000
Dämonen Japans verkörperte, erreicht er bei einem Spaziergang
durch Kyoto die Erleuchtung und schreibt die Autobiographie Buddhas.
Thomas Mann erwacht verwandelt mit Buddhas Vagina und vollzieht in einem
japanischen Nachtclub das heilige Kagura-Ritual.
Kriegswirren vertreiben schließlich Thomas Mann, der über
Ozeanien und Australien nach Indien zurückkehrt, wo er einige Zeit
als Wanderprediger lebt.
Schließlich trifft Thomas Mann als Großmufti von Samsara
in Rom ein, einer Stadt in der Anarchie der letzten Kriegstage, um in
einer Papstaudienz ökumenische Fragen seines geplanten Buches Josephine
zu beraten.
Damit sind alle Vorbereitungen getroffen, die Arbeit am Katastrophenfilm
kann beginnen, der sich schließlich in Band III in Romanform entfaltet
und die Vernichtung der bürgerlich-chauvinistischen Identität
Thomas Manns stellvertretend für uns alle vollzieht, als moderner,
transidentischer Christus: eine Heilsgeschichte.
Buch III
Thomas Mann beendet den Krieg, indem er Edith Piaf als Catcherin ausbildet
und als Feldmarschall Finkelstein verkleidet in das Hauptquartier des
Führers in Berlin einschleust.
Japan bezwingt er durch Abwurf von mikronesischen Geldmünzen der
Insel Yap, die mehrere Tonnen schwer sind und dem japanischen Kriegsminister
den großen Zehen und sein Selbstbewusstsein zermalmen.
Thomas Mann kann sich jetzt dem Drehbuch zu seinem Katastrophenfilm
Josephine widmen, der an dieser Stelle als Buch im Buch folgt, Arbeitstitel
Buddhas Muschi: in der klassischen buddhistischen Lehre gehört
Buddhas Vagina zu den 64 besonderen körperlichen Merkmalen des
Erleuchteten, die ihn von Geburt an auszeichnen, neben einer blonden
Haarlocke als drittes Auge, Gazellenbeinen und glücksbringenden
Hakenkreuzen auf den Fußsohlen.
Josephine - ein Katastrophenfilm von Thomas Mann
Im Prolog gräbt Elia, ein Busfahrer in Los Angelos, hinter seinem
Haus nach dem antiken Rom. Als Mystiker über den Grund des Seins
wirft er einen prophetischen Bogen über das kommende Geschehen.
In dem Katastrophenfilm Josephine droht eine kosmische Welle weiblicher
Gefühle die Menschheit, wie wir sie kennen, auszulöschen.
Einige Männer wehren sich.
In der Rolle des Gottes Shiva, der die rituelle Vernichtung der Erde
verfolgt, versucht der amerikanische Präsident George Ford Jr.
aufzuhalten, was nicht mehr aufzuhalten ist.
Thomas Mann stellt ihm einen Gegenspieler gegenüber, den Erhalter
des Kosmos, Gott Vischnu in Gestalt des untätigen Geheimagenten
Melvin Plexus, der mit Gedichten und dem Gebot des Nicht-Handelns (Lao-Tse)
die Welt retten will, beauty will kill the beast.
Thomas Mann selbst erscheint als Brahma im drei-einigen Schöpfungskosmos
des dritten Buches.
Kali Yuga, das schwarze Zeitalter, wird von der Entstehung bis zum Untergang
erzählt.
Dick Cheney hat den Linga des Präsidenten geraubt, der sich schließlich
unter dem Namen Horst in der privaten Wunderkammer von Siegfried &
Roy wieder findet, die den Linga später ihrer Freundin Leni Riefenstahl
schenken. Sie nimmt Horst mit ins Grab. Agent Zkum erhält den Auftrag,
den Linga des Präsidenten zu retten, er gräbt die Leiche Riefenstahls
aus, die jedoch wiedererwacht und den Agenten im offenen Grab vergewaltigt.
Auf dem Höhepunkt der Vereinigung kann der Agent mit den Zähnen
den Linga des Präsidenten aus dem vermoderten Schoß der Widergängerin
entreißen.
Zkum reist damit nach Benares, der Heimstatt Shivas und lässt den
Linga im heiligen Ganges mit einer brennenden Kerze flussabwärts
treiben.
George Ford Jr. kommt zu spät. Am Ufer des Ganges rezitiert er
elegische Gedichte und verabschiedet sich von Horst mit einem Runentanz.
Sein Gegenspieler Vischnu / Melvin Plexus erlebt während dessen
noch einmal seine Geburt, zuerst im Meer des kreativen Urschleims nach
einem Flugzeugabsturz und schließlich als Buddha aus dem Schoß
von Niki de Saint Phalle, die ihr Baby im Künstlerwahn in eine
Schrottcollage klebt. Klein-Buddha kann sich befreien, begibt sich auf
die Suche nach seinem Vater und findet ihn in Tarzan (Jane Fonda als
Barbarella). Die Familie ist komplett.
Thomas Mann spaltet im Katastrophenfilm sein Ich in die Götter-Tria
Schiva, Vischnu und Brahma, um in Ford Jr./Shiva sein altes Ich zu vernichten
und in Vischnu/Melvin Plexus/Josephine sein neues anzunehmen.
Die blutrünstige Göttin Kali (Penelope Cruz) die aus einer
bolivianischen Physikerin wächst, löscht durch ein Massaker
der Liebe die apokalyptischen Sehnsüchte George Ford Juniors und
liest mit Melvin Plexus Gedichte.
Kali, Niki de Saint Phalle und Barbarella verschmelzen zur weiblichen
Shakti der Götter-Tria.
Währenddessen bastelt eine feministische Untergrundgruppe um Trevira
Bonobo an einer Bombe, die alle Männer auslöscht, ändert
jedoch ihren Plan ab auf die Vernichtung von Männern, die kleiner
als 180 cm sind.
Ihre langfristige Zukunftsvision ist aber die Rückkehr aller Lebewesen
ins Meer als lichterfüllter Urschleim.
Schließlich gelingt es Melvin Plexus, die nächste Monsterwelle
weiblicher Gefühle, die die Erde überflutet, in der mexikanischen
Gemüseverkäuferin Maria Sanchez (Winona Ryder) zu bannen.
Thomas Mann beendet die letzte Lesung seines Lebens im Schwanenfedernmantel
im Züricher Schauspielhaus mit einer Rede Elias, dem zweitwichtigsten
Propheten nach Mose in Gestalt des italienischen Busfahrers, der nach
seinem Auftritt im Prolog hier den Vorhang schließt, occhie, stelle
mortale.