(english) Kleinformatige Plastiken, die der eigentümlichen
Balance zwischen Absichtslosigkeit und Regelmäßigkeit bei
Formen der Natur nachspüren.
Unter dem auf Ernst Haeckels legendäres Buch "Kunstformen
der Natur" verweisenden Titel Phaeodaria (= Rohrstrahlinge) stellen
erstmals die Kölner Bildhauerin Julia Schrader und die Stuttgarter
Künstlerin Ulrike Neher zusammen aus.
Zwar verwenden beide Künstlerinnen für ihre (im Rahmen der
geplanten Ausstellung eher kleinformatigen) Werke ganz unterschiedliche
Materialien: Julia Schrader tatsächlich in der Natur gesammelte
Fundstücke wie Muscheln, Stacheln, Körner, Pferdehaar u.ä.,
die sie häufig mit Puppenteilen oder - als ausgebildete Keramikerin
- mit selbstgebrannten Keramik"-Stacheln" oder anderen Elementen
verbindet, während Ulrike Neher bevorzugt Alltagsgegenstände
aus Bau-, Drogerie- und Schnäppchenmarkt in, das profane Ausgangsmaterial
fast vergessen machende, hochpoetische Gebilde transformiert.
Gemein ist den künstlerischen Ansätzen indessen, dass sie
Assoziationen zu Flora, Fauna und Mikroorganismen im Betrachter zu erwecken
vermögen. Beide Künstlerinnen spüren in ihren Arbeiten
jener eigentümlichen Balance zwischen Absichtslosigkeit und Regelmäßigkeit
bei Formen (bzw. Formwerdung) der Natur nach. Zugleich gelingt es ihnen,
den jeweils verwendeten Werkstoffen in den geschaffenen Exponaten einen
ganz besonderen Materialreiz, die Aura des Kostbaren, durchaus museal
Konservierungswürdigen zu verleihen und den Betrachter zu einer
extremen, aus der neugierigen Frage nach dem was und wie resultierenden,
Nahsicht zu verleiten.
Diese erwähnten Bezüge werden im Rahmen der Ausstellung in
der Oberwelt noch betont, indem durch Strukturierung der Exponate und
entsprechendes Ausstellungs-"Mobiliar", kleine vitrinenähnliche
Präsentationstische, deren Bodenplatten mit Stoff bezogen sind,
eine Atmosphäre geschaffen wird, die zwischen jener von traditionellen
Naturkundemuseen und der von Kunst- und Wunderkammern aus Renaissance
und Barock changiert.
Eine weitere - ebenso einheitsstiftende wie sportive - Besonderheit
der Ausstellung besteht darin, dass sich die beiden Künstlerinnen
im Vorfeld ihrer Ausstellungsvorbereitungen gegenseitig einige der für
sie jeweils typischen Materialien zur künstlerischen Bearbeitung
zugeschickt haben, so dass das eine oder andere Werk entstanden ist,
dessen eindeutige Zuschreibung an eine der beiden Urheberinnen schwer
fallen wird. Ein weiteres Phänomen der Natur, das der (im biologischen
Sinne) Konvergenz, wird so mit den Mitteln der Kunst nachvollzogen.
Vita Ulrike Neher
1974 geboren in Reutlingen
1994 bis 1999 Studium der Kunsterziehung an der Staatlichen Akademie
der Bildenen Künste Stuttgart bei Prof. Hämmerle, Prof. Hähnel
und Prof. Eigenheer
1999 bis 2001 Studium des Intermedialen Gestaltens an der Staatlichen
Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Prof. Michou
2001 bis 2002 Referendariat
Seit 2003 Kunsterzieherin am Gymnasium
Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen
1998 "Songleines"
2002 "Fototreliefs"
2002 "Ad Hoc"
Biographie Julia Schrader
1967 geboren in Düsseldorf
1989-90 Visual Research Course, Camden Arts Centre, London
1990-1991 Foundation Course, Camberwell College of Arts & Crafts,
London
1991Camberwell Foundation Staff Prize, London
1991-1994 Bachelor of Arts, Camberwell College of Arts & Crafts,
London
"First Class Honours"
1994-1996 Master of Arts, Royal College of Art, London (Teilstipendium)
1995 Stipendium an der Kyoto City University Kyoto, Japan
1996 Examiners Prize, Royal College of Art, London
seit 2002 Künstlerische Projektarbeit mit Kindern, Insel Hombroich,
Neuss
2005 Finalistin des Kunstpreises Concorso internationale della Ceramica
dArte contemporanea, Faenza (I)
Lebt und arbeitet in Bachem/Köln
Ausstellungen:
2009 "Mermaids purse", Emmanuel Walderdorff Galerie,
Köln (Katalog)
2008 Farbmühle, Wuppertal
2007 "Marshmallow", Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln
2003-04 "Freakshow", Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln
2001 "Fiktive Haut", Kunstverein Arnsberg, Arnsberg (Katalog)
2000/2001 Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln
2000 "Skulpturen", Pavillon Schloß Molsberg, Molsberg
[>]
1998 "Objects", Morley Gallery, London (GB)
1997 "Objekte", Die Raststätte, Aachen
1996 "Strukturen, Fragmente, Körper", KHG Hannover
1993 "Ceramics and Prints", The Premises, London
Ausstellungsbeteiligungen:
2008 "Uvarium", Traube, Ludwigshafen (zusammen mit Hans Pfrommer,
Armin Subke, Johannes Schlichting)
2007 Contemporary Istanbul (TR)
Preview Berlin
2006 Art Amsterdam RAI (NL)
2005 Museo Internationale delle Ceramiche, Faenza (I) (Katalog)
"Lager", Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln
Art Frankfurt, Projektstand mit Thomas Thiede
2004 Art Frankfurt
2003 "Querblick2", Stadtmuseum Köln
2002 "The unexpected too", Sothebys, New York (USA)
"DNArt Überschreitungen: Methamorphosen", Bieenale
Kunsthaus Meran (I) (Katalog)
Art Frankfurt, Projektstand, Emmanuel Walderdorff Galerie
"8 x Pavillon", Emmanuel Walderdorff Galerie, Köln (Katalog)
2001 "Jahresgaben", Kunstverein Arnsberg
"Alles nur aus Liebe...", Antoniter Kirche, Köln
2000 Jahresgabe", Kunstverein Arnsberg
1997 "Contemporary Decorative Arts", Sothebys, London (GB)
1996 B-Space Gallery, Kobe (JP)
Flämisches Institut, Osaka (JP)
1995 "A ConisseursChoice", The Scottish Gallery, Edinburgh
(G)
1994 "Top Marks", The London Institute, London (G)
1992 "Summer Exhibition", Fiery Beacon Gallery, Gloustershire
(G)
Sammlungen:
2005 Sammlung Würth, Künzelsau