(english)"Ich beschäftige mich mit der
Problematik der Definition, der Interpretation und der Gestaltung von
Wirklichkeit. Hierbei entstehen ein breiter Zyklus an Videos und eine
Sammlung an Polaroidfotografien.
Das minimalerzählerische Geschehen der Videos und die Bildideen
der Fotos haben denselben Ursprung. Er liegt jeweils in dokumentarischen
(teils alltäglichen, teils politischen) Bezügen, in Fiktion
und individuellen oder universellen Erinnerungen bzw. Assoziationen.
Während der Arbeit an den Videos baue ich kleine Objekte, mit denen
ich kurze Szenen gestalte, und filme diese ab. Ich benutze eine grobe,
fehlerbehaftete Aufnahmetechnik, nutze optische Phänomene und verschmelze
Modell und Realität.
Bei den Fotos bediene ich mich der vermeintlichen oder tatsächlichen
Authentizität der Polaroidfotografie, die ich auf vielfältige
Weise breche bzw. bestätige und im Verlauf miteinander konfrontiere.
Mich interessiert die Verknüpfung von innerer und äußerer
Wirklichkeit im Prozess der Wahrnehmung. Ich untersuche die Herkunft
der sich zu einem (Welt-) Bild verfestigenden Eindrücke. Unter
anderem spielen Überlegungen eine Rolle, inwieweit abstrahierende
Schlussfolgerungen aus beobachteten Phänomenen auf eine allgemeinere
Erkenntnis getroffen werden oder spezielle Einzelerkenntnisse aus allgemeinen
Anschauungen gewonnen werden.
Mich interessiert die Psychologie des Sehens und des sich "ein
Bild von etwas" machens; das Interpretieren dessen, was wir sehen.
Dabei spielen für mich die Momente, in denen Bilder eine eigentümliche
Suggestion entwickeln, aber dennoch zerbrechlich bleiben und den Blick
auf die Realität in Frage stellen, eine entscheidende Rolle.
Ich freue mich dann, wenn ich merke, es ist meine Vorstellung, die mir
sagt, was ich sehe, und ich mich dann dieser Vorstellung hingeben kann,
auch wenn mir bewusst bleibt, dass ein Irrtum möglich ist."
Jörg Buchmann