Viele von uns wissen nicht, was sie mit ihren wertlosen Euro-Geldscheinen
im Portemonnaie anfangen sollen. In Sirup getränkt können
die Papierstreifen als Fliegenfänger aufgehängt werden, als
Pappmaché-Brei formschöne Figuren bilden. Der Möglichkeit
einer Aufwertung der Geldscheine durch die eigene schöpferische
Umgestaltung sind kaum Grenzen gesetzt.
Geld wird gebräuchlich als ein Wertspeichermedium missverstanden,
als wäre hier der Zeitpfeil zu einer in sich ruhenden Brezel umgeformt.
Tatsächlich ist es ein Strom, ein Gefälle, ein Sog ungleicher
Kräfte, eher einem Wasserfall, einer Explosion, einem Leck im Tank,
Sturz vom Balkon oder einer vom Tisch tropfenden Marmelade vergleichbar.
Auf der Insel Yap in Mikronesien versuchte man diese fragile Natur des
Geldes in beständigere Formen einzufangen, indem Münzen in
Form von tonnenschweren Steinrädern geschaffen wurden. Diese Münzen
mussten in Steinbrüchen einer fernen Insel gewonnen werden und
versanken oft schon beim Transport im Meer. Tief unten auf dem Meeresgrund
bewahrten sie ihren Handelswert, darauf haben sich die Insulaner verständigt.
Damit kehrt das Geld zu einem Ursprung zurück, ins Meer, dem von
Ambrosia schäumenden Milchozean, aus dem die Göttin des Wohlstands
Lakshmi gebuttert wird. Aus ihrer Muschel entstanden die Kauri-Halsketten,
das Muschelgeld, das tausende Jahre die Globalisierung beherrschte.
Der Währungsname Kauri ist indischen Ursprungs, die Göttin
Lakshmi ist noch in engl. "luck" (Glück) enthalten und
im lateinischen lux (Licht), beides Attribute der Göttin.
Die Währung breitete sich bis Afrika bis Ozeanien aus, China nutzte
Kauri ab 1500 v. Chr. als Leitwährung. Noch im 19. Jahrhundert
zahlten in Asien viele damit ihre Steuern. Muschelknappheit zwang die
Händler zu billigen Imitaten aus Knochen, Jade, Gold. Das chinesische
Schriftzeichen für Schneckenhaus findet sich noch in den Zeichen
für Ware, kaufen, Handel,Wohlstand, sowie den Zeichen für
Steuer, Dieb, bestechlich, arm usw.
In der archaischen Form zeigte das Schriftzeichen den Bauch der Muschel
mit dem Spalt ins Innere. Die Muscheln wurden auf Schnüren aufgezogen,
so wurden später auch die ersten chinesischen Münzen mit Löchern
versehen und mit Schnüren zu Ketten verbunden.
Marco Polo brachte das Muschelgeld ins rückständige Europa,
zusammen mit dem Porzellan, das aus dem gleichen Stoff zu sein schien.
Lakshmis Muschel erinnerte die Venezianer an eine Vagina, damals umgangssprachlich
porcellano (kleines Schweinchen) genannt, und so war der Name für
das Porzellan und die Porzellanmuschel entstanden, wie Kauri bis heute
auch genannt wird.
In Afrika war der Glaube weit verbreitet, die Kauri-Muschel sei eine
weibliche Göttin mit monströsem Appetit und würde sich
im Meer als Vampir und Kannibalin von toten Sklaven ernähren (tatsächlich
gab es einen globalen Kreislauf von Kaurimuschel- und Sklavenhandel).
Kauri ist nicht verwandt mit Kula, dem Muschelgeld der Trobriand-Inseln.
Hier haben die Muschelgeldketten in Kreisform sakralen Charakter. Das
Geld wird kreisförmig geschenkt, in einer Kette von Inseln. Diese
Schenkung im Kreis bildet ein Ritual, das die friedliche Koexistenz
der Inseln erhalten soll und entspricht dem asiatischen Fußball:
Ein Kreis von Spielern versucht den Rattan-Ball gemeinsam in der Luft
zu halten - das Gegenteil des europäischen Modells von Kampf und
Sieg, Verlierer und Gewinner. Das asiatische Ballspiel ist im Shinto-Glauben
Japans Aufgabe hoher Priester.
Statisches Geld wie die tonnenschwere Steine Yaps und Kula-Muschelgeld
als geschlossene Kreisform bleiben symbolisch und stellen ein statisches
Gleichgewicht her. Geld als lineare Form ist progressiv und löst
den Wert vom Menschen, dessen Energie als eingekochte Suppe in Dosen
abgefüllt und auf Papier gedruckt werden kann.
J. Peter 2011
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