(english)Nach zwei Jahren in der begehbaren Camera
Obscura sieht Bernadette Wolbring nun endlich wieder Tageslicht!
Sie zeigt - Bezug nehmend auf den Oberwelt-Fußboden - zum ersten Mal
die vollständige und endlich abgeschlossene DE KAMER - Serie.
Die Fotografien dieser Serie sind im weitesten Sinn fotografische
Reproduktionen von Gemälden. Sie bekunden die
Unzufriedenheit mit herkömmlichen Reproduktionen, die oft stark
vom
Original abweichen.
Daher beschäftigt sich Wolbring in dieser Serie mit der Ausleuchtung
bei
der Reproduktion und besonders mit dem interpretive lighting:
Bei
dieser Art der Beleuchtung wird die Vorlage nicht wie sonst üblich
gleichmäßig von zwei Seiten ausgeleuchtet, sondern das Licht
wird so
gesetzt, dass es das für wichtig Erachtete hervorhebt. So wird
etwa ein
Gemälde, bei dem der Pinselduktus besonders hervorgehoben werden
soll,
nur von einer Seite beleuchtet.
Um den Blick auf das für sie Wesentliche zu richten, reduziert
sie
Vorlagen von Jan Vermeer auf ihre Lichtqualität, in einem
Bildbearbeitungsprogramm. Als Miniaturtapeten gedruckt, werden diese
Lichteinfälle (mitsamt der vergrößerten Druckrasterung)
in
Miniaturmodellen auf die Wände aufgebracht. In diesen Modellen
spielt
Bernadette Wolbring verschiedene Beleuchtungssituationen durch und
fotografiert diese. So vermischt sich der aufgedruckte Lichteinfall
mit
dem von der Künstlerin gesetzten Lichteinfall, also mit ihrem eigenen
interpretive lighting.
Die Selbstbezüglichkeit auf die fotografische Technik wird im Titel
der
in der Oberwelt gezeigten Serie deutlich, deren erste Fotografien 2010
bereits im Ludwig-Hack-Museum in Ludwigshafen für den Preis Junge
Kunst
2010 (Enovos, ehem. Saar-Ferngas) nominiert wurden: Sie heißt
schlicht
»de kamer«. Die Fotografien zeigen leere Interieurs und
sind Analogien
zur Bilderzeugung: In der Fotografie entsteht ein Bild, indem Licht
durch eine Öffnung in einen dunklen Raum im Inneren der Kamera
fällt.
Dies bilden die Fotografien der Serie de kamer ab, indem
sie den Raum
im Inneren des fotografischen Apparats durch den abgebildeten Raum ersetzen.
Diese Serie wurde - Vermeers Arbeitsweise nachahmend - mit einer
begehbaren Camera Obscura aufgenommen. Verstärkt geht es Wolbring
um die
Verwendung der stets sehr ähnlichen Innenräume und besonders
um das
Licht in Vermeers Gemälden