(english) Das Spiel mit der Wirklichkeit beginnt: Entsorgte Massenware zu futuristischer Höhlenkunst? Eine Fotografie, die den weggeworfenen, gebrauchten Sperrmüllmöbelteilen neuen Glanz, ja faszinierende Schönheit verleiht. Eine elegante Konfrontation mit dem vielleicht uneingestandenen, beunruhigenden Bewusstsein, selbst Teil jener habenorientierten Gesellschaft zu sein. Ein ästhetisches Konzept, welches eine charmante Umwertung der Werte schafft oder die Kunstgeschichte vom Glanz und Elend der Hütte.
Der simple Titel der Ausstellung P2V20 - stellt eine Industriekennzeichnung für Spanplatten im Möbelbau dar. Dieses Material thematisiert Oliver Herrmann in der Architektur des Raumes als Wand füllende Fotografie, im Aufbau als Installation und mit kleinformatigen Arbeiten.
So what? Billige Wegwerfgesellschaft unter dem schimmernden Mantel teurer Hochglanzkunst. Individuelle banale Spuren im Kontext von Schönheit, Vergänglichkeit und Ewigkeit im Bilde. Diese neuartige Kreuzung von oben und unten, arm und reich, ewig und flüchtig, wirklich und unwirklich, schön und hässlich, alt und neu scheint komplex und einfach zugleich. Das Geheimnis liegt hinter den Dingen, in der Ästhetik und in der Haltung gegenüber eben diesen menschlichen Zuschreibungen an Werten. Wie stellt sich die Komposition dar, die die scheinbare Einfachheit erzeugt?
Die Wahrnehmung der bitterschönen Wirklichkeit wird erst erzeugt,
indem die Gegenstände gesehen, mitgenommen, aufgebaut, extrem vergrößert,
minimal umgestellt und einzeln hervorgehoben werden. Immer wieder
aufs neue bis aus ihnen reinste Kunstextrakte hervorgehen. Die fein
abgestimmte Komposition des Bildes im Raum wie des Raumes in den Bildern
im Kopf entstehen in vielen kleinen Schritten. Nicht nur von der Straße
bis zur Galerie. Vom Auge zur Linse. Sondern auch vom Herzen zur Haltung.
Glanz und Elend im Entdecken von Sperrmüllküchenmöbel zu zeitgenössischen
Kunsthöhlen. Ein Kunstgriff, ein Blick, ein Klick - so minimal futuristisch
kann (Kunst-)Geschichte ins Auge fallen.
Eröffnung mit kurzer Rede von Ellen Rein: Freitag, 13.
Februar 2015,
19.00 Uhr
Ausstellung bis 2. März
Finissage am Montag, 2. März, 19.00 Uhr
Besichtigung Mo. 21.30 bis 24.00 u.n.V. unter Tel: 0711-650067
Einführung: Redemanuskript von Ellen Rein (PDF)
Website von Oliver Hermann: http://www.oherrmann.de