(english) Fairytales and Poems. Kein so schlechter
Titel für eine Ausstellung zweier durchaus ähnlicher Künstler.
Die Arbeiten von Christoph Schmidt und Peter Prothmann sind in der
Tat auf gewisse Weise nicht nur optisch verwandt, beide verwenden
vorzugsweise Photographien als Rohmaterial ihrer Arbeiten.
Diese werden allerdings unterschiedlich weiterverwendet und –verarbeitet.
Während Christoph Schmidt ausschließlich eigene, vor Ort in Vietnam,
den USA, Wien etc. entstandene Photographien detailgetreu nachzeichnet
und in Linol schneidet (und danach Abzüge herstellt), arbeitet Peter
Prothmann am liebsten mit vorgefundenem Material, das er manipuliert,
neu arrangiert, und – mit anderen (Sub-) Genres kombiniert – als Zeichnung
zu Papier bringt.
Beide Künstler schätzen zudem Werktreue, seien es nun feinste Linien
und sorgfältig wiedergegebene Schriften bei Schmidt oder absichtliche,
teils ungenaue „Korrekturen“ bei Prothmann.
Lässt man Material und Technik aber einmal außer acht, könnten (fast)
alle Arbeiten auch aus ein und derselben Serie über Variationen von
Filmstills stammen – etwas höchst artifiziellem, inszeniertem also.
Womit wir bei Fairytales and Poems wären, denn was anders als eben
dies sind letztendlich Darstellungen denn, selbst wenn sie – wie im
Film – in Bewegung gesetzt werden? Die Wahrheit ist: Every picture
tells a story, ein Bild ist immer weit mehr als eine Darstellung,
es ist eine Geschichte oder auch ein Gedicht, etwas höchst subjektives
also, das niemals die Realität als Wirklichkeit wiedergeben kann und
vielleicht auch nicht will.
Diese Art der Sichtbarmachung von nichtgesprochener Sprache ist genauso
vieldeutig und gegenwartsbezogen, wie eine Definition so gut wie eine
andere ist. Prothmann und Schmidt ziehen den grafischen Exkurs einem
schriftlichen Diskurs vor, und letztlich ist ja alles und jeder immer
Teil einer Geschichte, meist eines Märchens, seltener eines Gedichtes.
Die Wahrheit hänge von den Umständen ab, sagte einmal jemand. Ihre
Präsentation auch.
Peter Prothmann, Okt. 2014
Im Rahmen des warm ups zum Stuttgarter
Filmwinter in Kooperation mit wand5
Eröffnung: Freitag, 9.
Januar 2015,
19.00 Uhr
Ausstellung bis 2. Februar
Besichtigung Mo. 21.30 bis 24.00 u.n.V. unter Tel: 0711-650067