(english)»A contemplation on German culture
and Marxist philosophy, capitalism and late modernity«
– The Sociological Imagination (UK)
»Jahrhundertwende« ist eine filmische Reflexion zum Verhältnis von
Aufklärung und Romantik, Spätkapitalismus und (Neo-)Nazismus. Zugleich
hinterfragt der Essayfilm das vom TV-Dokumentarfilm gewohnte Verhältnis
von Publikum und gesprochenem Kommentar. Gegenwartsbilder und Zitate
historischer Texte kommentieren sich in Liewerscheidts Montage wechselseitig
und lassen Raum, selbst zu denken.
In der Konfrontation von Gegenwartsbildern mit historischen Texten
des fortschrittsoptimistischen Marxismus des 19. Jahrhunderts und
der völkisch-antisemitisch grundierten Fortschrittskritik des frühen
20. Jahrhunderts möchte der Essayfilm noch einmal die Dialektik einer
Aufklärung nachvollziehen, die unvollendetes Projekt blieb.
Die offene Form des Films, der die Erwartung eines »allwissenden Erzählers«
als vermittelnder Instanz gezielt unterläuft, erlaubt unterschiedliche
Zugänge und fordert ein kritisches Publikum, das bereit ist, »sich
seines eigenen Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen«.
Im Winter 2018 war »Jahrhundertwende« bereits in der Stuttgarter Ausstellung
»Das neue Braun – Kunst gegen Rechts« in der ZERO ARTS Galerie zu
sehen, damals auf einem Monitor mit Kopfhörern.
Da sich die komplexe Form des Films bei flüchtigem Betrachten schwer
erschließt, möchten wir ihn am 4. Mai noch einmal in Anwesenheit des
Regisseurs auf der Leinwand zugänglich machen.
Im Anschluss an die Vorführung bietet ein offenes Publikumsgespräch
die Möglichkeit, die Auseinandersetzung mit den vom Film aufgeworfenen
Fragen in der Diskussion mit dem Filmemacher zu vertiefen.
Wir freuen uns auf eine spannende Diskussion.
»Jahrhundertwende«, Essayfilm, D 2012, 30 Minuten
Regie: Moritz Liewerscheidt