(english)Im Herbst vergangenen Jahres wurde nach
einer Ausstellung in Berlin Minyoung Paiks wichtige Arbeit „Flyer“
von Mitarbeitern eines Transportunternehmens gestohlen. Aufnahmen
einer Überwachungskamera zeigen den unscheinbaren Abtransport.
Die Arbeiten der Installation sind trotz Polizei und Anzeige bis heute
nicht gefunden worden.
Dieser Rückschlag war für die Künstlerin nicht der erste Anlass Urheberschaft
von Ideen und Inhaberschaft von Kunst zum Thema zu machen. 2016 fand
sie sich in einem Rechtsstreit wieder, bei dem ein südkoreanischer
Künstler in nicht unerheblichen Maßstab Arbeiten von ihr kopierte
und als seine eigenen ausgab.
Die Arbeiten der Ausstellung „The flyer disappeared after the exhibition“
sind direkte Folge dieser aufreibenden Vorfälle und deren anstrengender
künstlerischer Aufarbeitung.
Die Antwort auf die Frage wo Paiks Ideen herkommen ist somit einerseits
die, dass sie manchmal das Ergebnis eines bedauerlich schiefen „Tausches“
sind. Entwendung von Ideen im ungefragten „Tausch“ für Neue.
So zeigt Paik in dieser Ausstellung unter anderem eine gedoppelte
Unterlassungserklärung in Marmor gemeißelt, und das Filmmaterial der
Überwachungskamera in Berlin ziert nun die Einladungskarte.
Andererseits zeigt sie aber, dass ihre Kunst diesen „Tausch“ in gewisser
Weise oft auch vollzieht. Beispielsweise in den Fotoarbeiten, die
verzerrte Ansichten von Ausstellungen der Staatsgalerie Stuttgart
zeigen. Oder in den Postkarten die Teil der Installation „Flyer“ waren,
die zeigten nämlich Werke anderer Künstler.
Die frühesten Arbeiten Paiks waren Readymades, schon vorhandene Dinge
modifiziert und in neue unerwartete manchmal ironische Zusammenhänge
gebracht.
Der nächste Schritt war ihre Readymades mit Abbildungen von vorhandenen
Kunstwerken zu erweitern. So ergaben sich Arbeiten die über diesen
spontan ironischen Charakter hinaus nun auch als Kommentare über den
Kunstmarkt und dessen Mechanismen fungierten.
In dieser Ausstellung hat sich ihre Kunst nochmals intensiviert und
beschreibt nun auch ihre eigene Situation als Mensch und Künstlerin
angekommen im Kunstmarkt, mit all seinen Tücken und seltsamen Widrigkeiten.
Eröffnung Freitag, 16. Februar, 19:00 Uhr
Besichtigung der Ausstellung bis 10. März
Mo. 21:30 bis 24:00 Uhr u.n.V. unter Tel: 0711-650067