(english version) Das kongolesisch-deutsche Duo Mukenge/Schellhammer spielt mit der Bildsprache
von Exotismen und reinterpretiert alltägliche, klischeebehaftete Vorstellungen und Bilder.
Sie untersuchen den fiktionalen Anteil in der Darstellung des Fremden und bedienen sich
einer strategischen Selbstexotisierung in unterschiedlichen kulturellen, sozialen und
ökonomischen Kontexten.
Die Repräsentation anderer Kulturen hat eine lange Tradition in der europäischen Kunst.
Unbekannte Länder und Menschen werden dabei zu Objekten der Sehnsucht,
Projektionsflächen für exotische Phantasien oder zu gefährlichen, dunklen Orten.
Das Bild der zentralafrikanischen Tropen ist bis heute von primitivistischen Mythen,
düsteren Horrorvisionen von Krieg, Kindersoldaten oder undurchdringlichem Urwald
geprägt.
Solche Exotismen definiert Edward Said aus postkolonialer Perspektive als spezifische
Ästhetik des Imperialismus, als Projektion westlicher Wunschphantasien, als ästhetische
Ausbeutung des Fremden im Imperium der westlichen Kulturproduktion.
Die moderne Kunst ist ohne die Inspiration durch afrikanische Kunst nicht denkbar, stellt
aber den alleinigen Anspruch auf Avantgarde: Den Künstler*innen des afrikanischen
Kontinents bleibt in der Kunstgeschichte oft nur die ihnen zugeschriebene Primitivität,
Ursprünglichkeit und Kraft der Magie.
Ein ähnlicher Mechanismus findet sich in der zeitgenössischen Kunstproduktion in
Kinshasa. Die eurozentrische Rezeption, die Produktion und Projektion exotischer Kongo-
Phantasien ist Teil eines hochproblematischen Systems, das durch die Exotisierung und
Autoexotisierung von kongolesischen Kunstschaffenden zustande kommt und
aufrechterhalten wird. Oft werden nicht-westliche Künstler*innen in eine repräsentative
Einordnung gedrängt, in der nicht der Inhalt der künstlerischen Arbeit im Zentrum steht,
sondern die geografische Herkunft.
Mukenge/Schellhammer erschweren diese Kategorisierung und die Zuordnung sowohl
zum kulturellen Kontext und dessen künstlerischen Traditionen als auch zur geografischen
Herkunft. Ihr spezifisches kollaboratives Arbeiten an co-signierten Malereien,
Performances und Videos, lässt die individuellen Stile und kulturellen Prägungen
miteinander verschwimmen.
Mukenge/Schellhammer leben in Kinshasa/DRKongo und sind zur Zeit Stipendiat*innen an der Akademie Schloss Solitude.
Auf Einladung von Oberwelt und Astrid S. Klein/quartier flottant
Mittwoch, 24. Februar, 12 Uhr
Besichtigung bis 6. März n. V. unter Telefon 0711-650067 (AB)
Im Falle einer Verlängerung des Lockdown wird es während der geplanten Laufzeit eine von außen einsehbare Installation im Schaufenster geben.