Fotografien, Grafiken , Objekte
foto, gambar, objek seni
(mit kleinen Gastbeiträgen meiner Freunde Ngakan Kulak, Wayan Lebah
u.a. dengan contribusi kecil oleh teman-teman saya)
Vernissage Freitag 23. Juni , 19 Uhr
Mit Buchpräsentation: "Die Entdeckung des €s" -
Finissage Montag, 13. September, 19 Uhr
Pembukaan pameran jumat 23 Juni, pukul tujuh malam
Penutupan pameran Senin 13 September , pukul tujuh malam
Galerie Oberwelt, Reinsburgstr. 93, Stuttgart
Galeri Oberwelt, Jalan Reinsburg 93, Kota Stuttgart, Jerman
In Bali habe ich Künstler wie Ngakan Kulak kennengelernt.
"Warna sama-sama" - wir haben die selbe Farbe, sagte er und
deutete auf seinen Ring, dessen farbigem Stein Balinesen magische Kräfte
zusprechen.
Wir vereinbarten, bis zum nächsten Tag ein Traumbild für den
anderen zu zeichnen - Ngakan Kulak zeichnete verblüffenderweise
den Mythos, über den ich gerade zuletzt geschrieben habe*: jeder
Balinese kommt schon als Gruppe auf die Welt, umgeben von unsichtbaren
Geschwistern.
Alles weit entfernt und doch mit uns verbunden - distant friends.
Die Mythen, Bilder und Geschichten, die unter der Oberfläche der
Kulturen miteinander verwoben sind, habe ich im ursprünglichen
Projekt, der Romanwelt von "Josephine"
so erzählt, wie ich es selbst gern von den Monty Pythons gelesen
hätte: das Leben des Brian mit den Globetrotter-Sandalen eines
Peter Schlemihl.
Von Lukian in der Antike bis Dario Fo gibt es eine Kontinuität
der Satire auf den Ulysses, der antiken Version von Alice im Wonderland,
der Irrfahrt in fremden Welten, die doch die eigene ist, der absurde
Witz verknüpft das weit Entfernte als ökumenischer Geist der
Schöpfung und so ist die Fortsetzung des Romans Josephine heute
meine reale Weltreise.
Der erste Teil der Reise ging nach Indonesien.
Die erste Reise über die Bücher und das Schreiben führte
zu den tiefer liegenden, älteren Schichten und Vorläufern
unserer Sprache, Mythen und Religionen in Indien und der hinduistischen
Götterwelt, die ein dramaturgisches Gerüst für das dritte
Buch meines Romanprojekts bildet (auch das Wort 'warna' aus dem Eingangszitat,
indonesisch für 'Farbe', ist übrigens indischen Ursprungs).
Der balinesische Hinduismus hat als einzigartige Ausprägung eine
besondere synthetische Kraft der friedlichen Verschmelzung der in anderen
Regionen Asiens historisch antagonistischen Strömungen Hinduismus,
Buddhuismus, Animismus. In Schluchten im Urwald Balis finden sich noch
verlassene buddhistische Erimitagen aus dem Mittelalter wie Goa Gaja,
die Elefantenhöhle mit dem Maul Bumas, des Erdgottes als Höhleneingang.
Durch den alten polynesischen Animismus naturverbunden, sind Götter,
Natur und Menschen auf der Insel noch eng vernabelt.
Die Ahnen leben in den göttlichen Elementen der Natur, die Kinder
werden daraus wiedergeboren, kunstvolle Feste begleiten den Kreislauf.
Jeder ist Teil des Kunstwerks, musiziert oder bastelt, bildhauert, malt,
tanzt oder erzählt im Schattentheater die Geschichte der Welt.
Bild, Tanz, Musik gilt als Gegenwart der Gottheit.
Solar Plexus war der ursprüngliche Titel von Josephine, das vegetative
Nervensystem als Symbol für die Verwobenheit der Kulturen. Der
jetzige Titel Josephine setzte sich damals mit dem Publikum durch, da
eingängiger und witziger - Joseph & das alte System im rosa
Röckchen
Durch den Witz bekommen die alten Mythen Löcher, durch die ich
die Schnur ziehen kann, entfernte Welten zu verbinden.
Im balinesischen Wickelrock dürfen die Besucher gerne Josephs Verwandlung
folgen.
Sampai nanti, teman teman saya.
www.joo-peter.de
Im Rahmen des
* Berlin-Ausgabe der Oberwelt-Aktuell für My BABYlon:
Von Bali nach Berlin
My BABYlon - wie soll ich mir das Monsterbaby zur Brust nehmen? Die
familiäre Perspektive ist ein möglicher Weg und so verfügt
das Raumschiff Oberwelt über ein geeignetes Schutzschild bei der
Landung in Berlin. 40.000 bildende Künstler suchen hier ihr Glück
und romantisieren ihr Prekariat. Berlin ist wie eine große Gruppenausstellung.
Wo ist mein Platz in einer Gruppenausstellung mit 40.000 anderen? Neben
dem Heizungskeller oder unter der Treppe ist sicher noch ein Platz frei.
Es ist gut, einmal einen Schritt zurück zutreten, vielleicht auch
ein paar Schritte mehr, und so werde ich von der Insel Bali aus Berlins
Kunstschlachten genießen.
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Bali und Berlin haben vieles gemeinsam. Insellage, geographische Größe,
Bevölkerungszahl, sehr hohe Künstlerdichte und hin und wieder
an den Hauswänden ein Hakenkreuz.
Ein kleiner, dicker indonesischer Elektriker hat mir das einmal erklärt.
Hitler sei Arier wie er selbst, gemeinsame hinduistische Wurzeln. Bali
ist das Zungenpiercing Shivas, Berlin sein Anus. Übrigens hat Mick
Jagger in den sechziger Jahren in London bei indischen Nachbarn die
geile, blutriefende Zunge Kalis abgekupfert und in sein berühmtes
Zungen-Emblem übernommen.
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Bei genauer Betrachtung gibt es auch Unterschiede. In Bali leben nicht
40.000 Künstler, sondern rund 4 Millionen, denn jeder Reisbauer
ist Bildhauer, Schnitzer, Maler, Musiker oder Tänzer. Das ist dort
in den Landkommunen Pflicht (wie in der Oberwelt) und alle sind 365
Tage im Jahr im künstlerischen Produktionsstress.
Wird in Bali ein Kind geboren, kommen gleichzeitig vier Geistergeschwister
zur Welt, die auf ihn aufpassen und an seine Pflichten erinnern, auch
der Einzelne ist schon eine Gruppe.
In Bali gibt es nur vier verschiedene Vornamen, für Männer
und Frauen gleich. Der Wickelrock passt beiden und fünf Mal am
Tag legen Sie Blumenopfer nieder für die Geister der Natur - Bali,
Dein Klub, der Klon schlechthin.
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Die Sprache Balis ist sanfter und weicher als Indonesisch, der lingua
franca für die 13000 Inseln des Archipels - eine Sprachfamilie
mit polynesischen Wurzeln von den Osterinseln bis Madagaskar. Mit dem
farbigen Insel-Pidgin lernt man auch Arabisch, Sanskrit und Persisch
- also ganz ähnlich wie bei den europäischen Sprachen. Neben
dem Hakenkreuz haben wir daher auch viele Wörter aus dem Sanskrit
gemeinsam wie Brot (roti), Behaglichkeit (bahagia) oder Kunst (arti
- bezeichnet eigentlich "Grund, Sinn, Bedeutung").
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Rollenverhalten, Rollenklischees folgen alten mythologischen Mustern.
In diesen mythologischen Code der Kultur einzutauchen, ihn zu beschreiben
und ein bisschen neu zu programmieren war Gegenstand meines letzten
Buches - so wurde aus dem "Josephus" Thomas Manns "Josephine"
und so wurde dieser moderne Ritter der Kokosnuss in der Geschichte auf
die spirtuelle Reise quer durch die Welt geschickt. Die Forschungsreise
wird jetzt fortgesetzt - Bali passt zum dritten Teil der Trilogie, zum
Schlusskapitel.
Joachim Peter