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Themenabend
Adorno
1)
Theodor W. Adornos Jargonkritik (Max Beck)
2) Kritik des Provinzialismus (Claus Baumann) (english)Buchvorstellung:
Sprachkritik als Ideologiekritik. Studien zu Adornos "Jargon
der Eigentlichkeit"
1) Max Beck: Theodor W. Adornos Jargonkritik – eine Einleitung Der „Jargon der Eigentlichkeit“ (1964) gehört zu den umstrittensten Texten der Kritischen Theorie. Während der Titel inner- und außerhalb der akademischen Debatte längst zu einem geflügelten Wort mutiert ist, steht diesem die Kenntnis des Inhalts diametral gegenüber. Zumeist wird die Schrift als eine Polemik gegen Martin Heidegger abgehandelt, die zu einer „philosophischen Kommunikationsverweigerung“ (Hermann Mörchen) zwischen Frankfurt und Freiburg geführt habe. Plattitüden dieser Art verkennen jedoch den ideologiekritischen Charakter der Streitschrift. Adornos Kritik am neudeutschen Jargon richtet sich keineswegs primär gegen Heidegger, sondern bezieht sich auf ein breites gesellschaftliches Phänomen. Sie hat ihren Ursprung bereits in den 1920er-Jahren in der Kritik Siegfried Kracauers an der Bibel-Übersetzung von Martin Buber und Franz Rosenzweig. Der im August 2015 erschienene Sammelband "Sprachkritik als Ideologiekritik. Studien zu Adornos ´Jargon der Eigentlichkeit´“ möchte auf die Aktualität von Adornos Kritik hinweisen. Max Beck (Hrsg.) wird in seinem Vortrag mit Rückgriff auf den österreichischen Philosophen Günther Anders darstellen, worum es in Adornos Streitschrift geht und die Kritik am theologisch-metaphysischen Jargon explizieren. Max Beck (Wien) ist Freier Autor und schreibt u.a. für "Wirkendes Wort" und "literaturkritik.de". 2) Claus Baumann: Kritik des Provinzialismus – Das Recht auf Stadt und die Pflicht zur Entprovinzialisierung „Stadtluft macht frei“. Der französische Urbanismustheoretiker Henri Lefebvre behauptet, dass dieser mittelalterliche Rechtsspruch auch neuzeitlich noch einen Wahrheitskern besitze. Entsprechend fordert Lefebvre ein „Recht auf Stadt“. Er verbindet damit die Vorstellung eines Rechts nicht marginalisiert und nicht aus dem urbanen Raum verdrängt zu werden. Die Unterscheidung von Urbanität und Provinzialität geht bei Lefebvre weit über die soziologische Beschreibung von städtischem und ländlichem Leben hinaus: für ihn hängen Urbanität und Emanzipation aufs Engste zusammen. Dieser Zusammenhang wird auch von Theodor W. Adorno betont, insbesondere in seinen sprachkritischen Überlegungen zum „Jargon der Eigentlichkeit“. An anderer Stelle und mit Blick auf die Bildung zur Mündigkeit spricht sich Adorno sogar für eine „Pflicht zur Entprovinzialisierung“ aus. Denn die Beschränkung von Bildung durch Provinzialität schränke zugleich die Möglichkeit von Emanzipation ein; im Extremfall stoßen sogar „die ländlichen Verhältnisse … ihre Enterbten in die Barbarei“. Angesichts der jüngsten Gewaltexzesse weltweit und den autoritativ-repressiven Reaktionen seitens staatlicher Politik gewinnen die Überlegungen jener beiden Gesellschaftskritiker eine erschreckende Aktualität. Anhand der untergründig thematischen Verbindung von Lefebvres und Adornos Reflexionen beleuchtet Claus Baumann den inneren Zusammenhang von Urbanität und emanzipatorischer Bildung sowie das Hand-in-Hand-Gehen von provinzialistischer Ideologie mit Regression und Barbarei. Claus Baumann ist Gesellschaftstheoretiker und umherschweifender Urbanismuskritiker, nebenbei auch wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart. Er promovierte 2009 zur Formbestimmung von Arbeit. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Gesellschaftstheorie und Philosophie der Ästhetik. Zuletzt in der Oberwelt 2012 Buchvorstellung Freitag, 8. April 2016, 19.30 Uhr
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