(english)In Helene Böhlaus satirischer Erzählung
„Glory, Glory Halleluja“ spießt die Autorin die missliche Lage der
jungen Künstlerin Mimmi Witt auf, die von ihren gestandenen männlichen
Kollegen vor lauter Zuneigung und Geringschätzung erdrückt - und als
„Malweib“ nicht ernst genommen wird. Der geschilderte stets auch alkoholisch
hochgerüstete Chauvinismus der Herren Künstler wirft nicht nur ein
Licht auf die Ende des 19. Jahrhunderts gestellte „Frauenfrage“, sondern
lässt offen, ob es am Ende der Erzählung seitens der „Mander“ zum
körperlichen Übergriff kommt? Jedenfalls reist Mimmi Witt am Morgen
nach einem Hüttenabend mit wildem Abstieg unverhofft ab.
Helene Böhlau (1856–1940) war eine schillernde Persönlichkeit, eine
der bedeutendsten deutschsprachigen Schriftstellerinnen des ausgehenden
19. Jahrhunderts. Ihre heutige relative Vergessenheit lässt sich vielleicht
nur damit erklären, dass die Einordnung von Autorinnen in die Unterhaltungsliteratur,
die damals gängige Praxis war, den Zugang zum literarischen Kanon
verhinderte.
Susa Ramsthaler: Performative Lesung, Annik Aicher: Vortrag
Freitag, 27. April, 19:00 Uhr
Wie bisher bei der Reihe Reflexe
folgt auf den Abend mit Vortrag und Lesung die Ausstellung. Oberwelt
e.V. lädt dazu Künstler/innen ein, sich mit Helene Böhlaus `Glory,
Glory, Halleluja!` gestalterisch auseinanderzusetzen.
Das Wort "Reflexe" steht dabei für einen Vorgang der Widerspiegelung,
der weniger illustrativ als deutend ist.
Wenn Lesen generell imaginierende "Arbeit am Text" ist,
so zeigt die daraus entstehende künstlerische "Arbeit" dies
in besonderer Weise. In ihrer Anschaulichkeit wird der Prozess der
Durcharbeitung sichtbar, in dem sich das literarische Werk gestalterisch
individualisiert.
Ausstellung 27. Juli bis 15. September 2018