(english version)Wenn laut Wittgenstein die Welt alles ist, was der Fall ist, wie könnten wir uns dann einen solchen "Fall" vorstellen? Als ein von den Echos der Kulturen durchhallter Körper reagiert Shahar Marcus in seinen Video-Arbeiten und Performances auf den Druck der Systeme. In "Leap of Faith" erleben wir ihn als Todesmutigen in freiem Fall, in Kurzfilmen wie "The Curator" oder "Homecoming Artist" überhöht er sich zum grotesken Diktator, um dann in "1, 2, 3 Herring" wie ein Kind über ein Schlachtfeld zu tapern und Pappfiguren seiner Selbst zu verfolgen.
Shahar Marcus´ Verführungskünste eines Tricksters locken die Zuschauer in ein Labyrinth egomanischer Überhöhungen und kulturhistorischer Zuschreibungen, wäre da nicht auch sein Humor, der Einhalt gebietet. Verkrustete Manifestationen von Geschichte und Denkmal überschreibt Marcus mit spannungsgeladener Narration, manchmal auch drückt er die Pause-Taste, sodass die eingefrorene Inszenierung lächerlich wirkt und uns beweist, wie nichtig in unseren kommerzialisierten Systemen all die Facetten von Ego und artifiziellen Welten sind. - Bei Shahar Marcus geht Wittgensteins Logik vom Satz mit zwei Enden dahingehend auf, dass er uns mit unlogisch Sphärischem überrascht und uns trotz unseres deutschen Bierernstes mit stetem Oszillieren zwischen Welt und Wichtigkeit zum Lachen bringt.
Im Rahmen der "Patterns of Power"-Reihe stellt der 1971 in Petach Tikva/ Israel geborene Künstler eine Auswahl seiner Arbeiten vor und verortet sie in seinem aktuellen Schaffen und seiner Biografie. - Mitsprache erwünscht!
Videopräsentation und lecture Samstag, 27. Juli, 19:00 Uhr
Im Rahmen der Finissage der Gruppenausstellung Muster der Macht - pattern(s) of power