(english version below) Die Kuratorin und aktuelle Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude Sadya Mizan kam im Kontext der Ausschreibung für die thematische Gruppenausstellung "Kipppunkt" mit Oberwelt in Verbindung und brachte uns auch mit der teilnehmenden Künstlerin Sumana Akter in Kontakt.
Wir waren in einem eher allgemeinen Austausch über Ideen und mögliche Kooperation, als sich im Juli die Ereignisse in ihrem Heimatland Bangladesch weiter entwickelten - der Sturz der Premierministerin schaffte es in oberflächliche Berichte hiesiger Medien.
Sadya Mizan hat die Bewegung und Beiträge von Künstlerinnen und Künstlern in dieser Zeitspanne aus der Nähe beobachtet. Sie zeigt ihre Solidarität mit der Bewegung, indem sie in Stuttgart eine Ausstellung co-kuratiert, bei der Ruxmini Q Choudhury von Bangladesch aus zusammen mit einem Recherche-Team, das aktiv an der Bewegung teilnahm, Daten für die Ausstellung gesammelt hat.
Die Ausstellung findet an zwei Orten in Stuttgart statt: Ab 12. September (Eröffnung 18:30 Uhr) für 10 Tage in der HuMBASEpartout, Eckhartshaldenweg 7 und ab 14. September (Eröffnung 19 Uhr) in der Wunderkammer, Badstraße 32
Text Wunderkammer:
36 JULY »Ein visuelles Archiv der Juli-Revolution in Bangladesch«, 2024
Der 36 Tage andauernde Studierendenprotest im Juli und August, bekannt als die »Juli-Revolution« in Bangladesch, hat kürzlich Geschichte geschrieben. Sheikh Hasina, die Bangladesch 15 Jahre lang als Premierministerin regierte, trat am 5. August 2024 zurück und floh aus dem Land, als Studierende und Zivilist*Innen die offizielle Residenz in der Hauptstadt Dhaka einnahmen. Ursprünglich gegen ein ungerechtes Quotensystem gerichtet, entwickelten sich die Proteste zu einer großangelegten politischen Revolution.
Die Student*Innenbewegung, die als Protest gegen das Quotensystem für staatliche Anstellungen begann, entwickelte eine starke Kraft, die sich für einen leistungsabhängigen und gleichberechtigten Zugang zur Beschäftigung einsetzte. Schließlich entwickelte sie sich zu einer massiven Revolution, die die Geschichte des Landes reformierte. Neben den vielen protestierenden Student*Innen leisteten auch zahlreiche Künstler*Innen, Musiker*Innen und andere Kreative mit ihren Talenten und Ausdrucksformen einen wichtigen Beitrag zu dieser Bewegung. Die Bedeutung dieser kreativen Ausdrucksformen liegt in ihrer Fähigkeit, komplexe Realitäten jenseits von politischer Überwachung und Zensur zu vermitteln, wodurch die Bewegung an Kraft gewann. Diese künstlerischen Beiträge verewigen den Geist der Bewegung und inspirieren zukünftigen Aktivismus. Die Synergie von Kunst und Aktivismus während der Bewegung zeigt deutlich, wie Kunst ein wichtiges Instrument für den politischen und sozialen Wandel sein kann.
Diese Ausstellung mit dem Titel „36 JULY“ wurde von Sadya Mizan und Ruxmini Reckvana Q Choudhury kuratiert und soll als Plattform zur Würdigung der Beiträge von Künstleraktivisten zu den Protesten und als Impuls zur Archivierung des historischen Diskurses über diese 36 Tage der Revolution für künftige Generationen dienen.
Die Ausstellung in der WUNDERKAMMER - NATURALIA I ARTIFICIALIA ist eine kartografische Reflexion von Ereignissen durch die Dokumentation von Illustrationen, digitalen Arbeiten, Fotografie, Audio, Graffiti, Cartoons und Textarbeiten, die während der Bewegung entstanden sind und die das Publikum zum Besuchen, Nachdenken und Lesen einladen. Dies kann Stoff für ein globales Bewusstsein, einen gemeinsamen Dialog und Solidarität sein.
In der WUNDERKAMMER - NATURALIA I ARTIFICIALIA wird ein ausgewählter Teil der Hauptausstellung Arbeiten zeigen, die sich mit den komplexen Zusammenhängen der bangladeschischen Politik des letzten Jahrzehnts befassen, und zwar anhand von Fotografien, digitalen Arbeiten und Dokumentationen.
Die Recherche wurde von Fouzia Mahin Choudhury, Swilin Haque, Foysal Mahamood, Tanvir Mahmud Abir, Ruhina Ferdous und Ahmed Rasel unterstützt. Unterstützung bei der Beschaffung von Karikaturen kam von der Plattform „earki“ aus Bangladesch und der Bangladesh Cartoonist Association.
Text HuMbASE:
(...) "Ziel der Ausstellung ist es, eine Plattform zu bieten, um die Beiträge der Künstler-Aktivist*innen zu präsentieren und den historischen Diskurs der 36 Tage-Revolution für zukünftige Generationen zu archivieren. Es handelt sich um eine kartografische Reflexion der Ereignisse. Zu sehen sind multidisziplinäre Arbeiten, darunter Illustrationen, Gemälde, Fotografien, Cartoons, Graffiti sowie Audio- und Textwerke verschiedener Künstler*innen aus Bangladesch. Die Besucher*innen sind eingeladen, zu erkunden, nachzudenken, zu lesen und einen Moment innezuhalten. Die Ausstellung soll zur globalen Bewusstseinsbildung beitragen, den gemeinsamen Dialog fördern und Solidarität stärken."
In der Oberwelt wird Sadya Mizan anhand von Fotos, Kunstwerken, Videos und Audio-Arbeiten eingehender über die bemerkenswerte Erhebung der studentisch geführten Bewegung und die Rolle der Kunstszene berichten.
Vortragsperformance am Samstag, 21. September, 19:00 Uhr
Sadya Mizan ist Mitgründerin und Betreiberin der Plattform Urontoart