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"...Gefahr,
ins Leere zu stürzen"
Herta Müllers "Reisende auf einem Bein" (english)
Im "anderen Land" hat Irene ein Baustellenschild gestohlen
und über ihrem Bett aufgehängt. Auf dem Schild fällt ein Mann kopfüber
in die Tiefe. Schon im "anderen Land", im Rumänien der Ceausescu-Ära,
lebte Irene in einem Vakuum. Ihr Leben wurde aufgesogen von der Gefahr,
nicht ins System zu passen, bespitzelt, verraten, gefoltert und eingesperrt
zu werden.
Um nicht noch weiter in die Verzweiflung zu stürzen, reist Irene nach Berlin aus. Erfahrungen von kommunistischer Diktatur treffen auf kapitalistische Demokratie. Irene, die Frau vom Meer, die einer deutschsprachigen Minderheit angehört, war in ihrer Heimat fremd. In der deutschen Großstadt ist sie es auch. Mit einer immer größer werdenden Collage aus Zeitungsbildern versucht Irene, die verwirrenden Alltagserlebnisse zu fassen. Können ihr die Beziehungen zu drei ganz unterschiedlichen Männern Nähe und Wärme geben? 1989, im Jahr des Mauerfalls, schrieb Herta Müller die autobiografisch gefärbte Erzählung. Heute, da Millionen von Menschen vor zerstörerischen Regimen auf der Flucht sind und demokratisch gewählte Staatsoberhäupter sich in Despoten verwandeln, ist Irenes Geschichte beklemmend aktuell. Wie bisher bei der Reihe Reflexe folgt auf einen Abend mit Vortrag und Lesung die Ausstellung. Oberwelt e.V. lädt dazu Künstler/innen ein, sich mit Herta Müllers `Reisende auf einem Bein` gestalterisch auseinanderzusetzen. Das Wort "Reflexe" steht dabei für einen Vorgang der Widerspiegelung, der weniger illustrativ als deutend ist. Wenn Lesen generell imaginierende "Arbeit am Text" ist, so zeigt die daraus entstehende künstlerische "Arbeit" dies in besonderer Weise. In ihrer Anschaulichkeit wird der Prozess der Durcharbeitung sichtbar, in dem sich das literarische Werk gestalterisch individualisiert. Ausstellung 14. Juli bis 16. September 2017 "...The Risk of Tumbling
into Emptiness" In the “other country” Irene stole a construction
site sign and hung it over her bed. On the sign a man is falling headfirst
into the abyss. Already in the “other country”, Romania of the Ceausescu
era, Irene lived in a vacuum. She was absorbed with the dangers of
not fitting into the system, of being spied on, betrayed, tortured
and imprisoned. |