(english)Seit hunderten von Jahren glotzen wir
auf Kunst. Seit hundert Jahren ist die Kunst nicht mehr (nur) Kino
und wir vollziehen auch anders nach; wir glotzen trotzdem.
Dann die Befreiung: Medienkunst prägt den Begriff und das Versprechen
von Interaktivität.
Endlich mitmachen können und selber autoriell aktiv werden.
Echter Dialog und Kunst-Demokratie.
Partizipation und Teilhabe.
Und dann die Enttäuschung:
Schon die in Aussicht gestellten Spielanlässe erscheinen uns als
läppisch;
Spielregeln als Zumutung;
die Kanalisation der schweifend interpretierenden Kraft des Betrachters
als Einengung;
der Zwang, sich durch linear strukturierte Zusammenhänge zu arbeiten,
als ermüdend und nervtötend...
Die Angebote napfen sich an unsere Sinne, die Sensations-Zotten digitaler
Spiegelkabinette drängen sich uns ins erweiterungsbebrillte Gesicht.
Einen oder nicht mal einen Blumentopf zu gewinnen für die Begeisterung,
dass einem eine Maschine auf Knopfdruck ein Signal hinspeit?
Es bleibt nicht bei Knöpfen. Im ZKM waren wir jahrelang aufgefordert,
lebende Pflanzen zu streicheln oder anzutippen, um digitale Bilder von
größeren oder zierlicheren Sträußen auf einer
Videoleinwand zu erzeugen. Die empfindenden Organismen waren als Touch-Medium
über Elektroden mit dem Animationsprogramm verbunden.
Die immer wieder in kürzester Zeit grausam zugerichteten grünen
Kommunikations-Sklaven dokumentierten auf ergreifende Weise die dominante
Frage des hospitalisierten Benutzer-Publikums: Wie stark erweitere ich
meinen (wie bewusst?) vermissten Gestaltungsspielraum durch Entwurzelung
oder Entlaubung - also Zerstörung?
Die Topf-Pflanze als Opferlamm oder der zarte Gitterstab im Programmknast.
Birgt ein solches Setting ausreichend konstruktive Kritik an der Mainstream-Realität
von Second Life und Ego-shooter?
Wie mechanistisch ist das Kommunikationsbild der Medien-Szene? Machen
Medien-künstler zwangsläufig sich (und uns) zu großen
Kindern im Bilderzoo der elektronischen Reproduktionsapparate?
Leistet Medienkunst wirklich Vergewisserung über die ambivalenten
Potentiale der Technik? Oder biedert sie sich nur als avantgardistische
Kundschaft an die Medien-Industrie an und tut nichts weiter, als den
Konsum der neuen Möglichkeiten pseudo-philosophisch aufzuladen
und zu adeln?
Inwieweit wäre im Rahmen menschlicher Kommunikation die Verwechslung
von Antworten mit Programmschritten das Ende der Utopie von Verständigung?
Verständigung, definiert als der unwahrscheinliche Fall, dass sie
über jeweils "programmierte" Vorverständnisse der
Kommunikationspartner hinausweist.
Beginnt emanzipatorische Kunst nicht gerade erst in diesem Feld?
Wir erinnern uns an die Öde der außerkünstlerischen
Zwangspartizipation des Alltags. Vom Wahlknopf zum Wahlkreuz. Sediert
von den Umspülungen unserer Fußschemel durch devot dargereichte,
ansprechend aufbereitete Häppchen aus dem seichten Strom von Informations-Brei.
Ihnen gelingt die Simulation, unser Fernseh-Sessel sei der Thron des
demokratischen Souverän.
Im Schatten des Leuchtturms des Karlsruher /////ZKM sieht Oberwelt Stuttgart
mit MKZ\\\\\ eine Gelegenheit, das Pferd nochmal ganz neu von einer
anderen Seite her aufzuzäumen.
Mit Denkansätzen, Angeboten und Spielideen, mit denen wir gute
Erfahrungen gemacht haben, oder mit Neuen Impulsen (NI) für Neue
Menschlichkeit (NM).
Mitmachen muss sich wieder lohnen. Aus gemeinschaftlich erzeugten Bildern
soll jeder etwas mitnehmen.
Die Erste Internationale Partizipationale wird sich redlich mühen,
die Welt zu verändern.