Von 18. Februar bis 21. April 2006 ist der Klon in München in der lothringerstr.13/laden
bei den program angels zu Gast, Drehtermine sind am 10. März, am 1. und
am 21. April.
Auszüge aus dem Text unserer Kuratorin Diana Ebster, program angel:
Optimale Varianz
(...)
Eines der langfristiger angelegten Projekte der Oberweltkünstler Peter
Haury und Jens Hermann ist Wotorwoerld. Wotorwoerld ist das Trash-Remake des
monumentalen Hollywood-Endzeitepos „Waterworld“ von Kevin Costner.
Die Dreharbeiten dazu realisiert „Dein Klub“ seit 2002 im Klubraum
der Oberwelt (vormals Abstellkammer) mit eigenen Mitteln. Auf Tour gehen die
Dreharbeiten im „Klon“, einem maßstabsgetreuen Nachbau dieses
Klubraums.
Es ist bezeichnend, dass sich dieser Komplex nicht eindeutig zuordnen und in
seinem Mehrwert klar definieren lässt. Er ist in sich – vor allem
im Verhältnis zu einem klassischen Werkbegriff - ein vielgestaltiges Gebilde
und es ist folgerichtig in Ordnung, dass sich das Projekt nicht unmittelbar
vollständig transzendieren lässt.
Zwar lässt sich auch über Wotorwoerld eine theoretische Diskussion
des Remakes, der Re-Inszenierung, oder der Appropriation, als künstlerischer
Strategie kritischer Aneignung, werfen, aber nachdem in den 80er und 90er Jahren
des vergangenen Jahrhunderts alles konzeptualisiert wurde, lässt sich ein
neuer Hang an der Verknüpfung des unauflösbar Heterogenen rechtfertigen.
Wotorwoerld zeigt optimale Varianz an künstlerischen Mittel und Sujets.
Wotorwoerld verbindet als Werk unterschiedliche Formen, die von der Aktionskunst
über Video, Performance, Installation bis zur Konzeptkunst reichen. Das
Projekt formuliert nichts fundamental Neues. Die künstlerische Aneignung
alltagsweltlichen Materials ist ein alt bewährtes Spiel in der Kunst des
20. Jahrhunderts, und nicht erst die Pop Art hat die Praxis der Bezugnahme,
das Aufgreifen kommerzieller Vorgaben und deren künstlerische Neuinterpretation
salonfähig gemacht. Das Thema Film, als Kultur prägender und Weltbild
und Wahrnehmung beeinflussender Medienmaschinerie ist breit diskutiert. Die
Erfahrung bei Wotorwoerld - umso mehr, wenn der passive Kunstbetrachter zum
aktiven Akteur des Remakes wird – bleibt aber eine jeweils eigene. Aus
der Involviertheit entstehen eigene Motive. Das alles vor dem Hintergrund der
gefloppten Bemühung Costners ein Endzeitepos mit grünen Botschaften
zu stiften.
Diese Botschaften werden durch die Übernahme der Tonspur und den eindrucksvollen
Text des Films beibehalten. Die Bildebene dazu aber wird vollständig neu
erzeugt und folgt anderen Regeln. Durch das permanent wechselnde Personal des
Films, in den nicht nur die Künstler und deren Freundeskreis, sondern auch
das Publikum eingebunden sind, verschiebt sich jede Identifikation mit den filmischen
Figuren. Das mit improvisierten Mitteln erzeugte Bild der Handlung könnte
dem perfekten Illusionismus der Hollywood-Unterhaltungsindustrie nicht ferner
stehen. Die Distanz zwischen bildproduzierender Industrie und Konsumenten ist
aufgelöst.
Zugleich wird das „Werk“ aber nicht beliebig, wenn Jens Hermann
und Peter Haury alle Drehtermine steuern und so den großen Zusammenalt
des Differenten im Blick haben. Ein Ergebnis wird neben einem neuen Film, vor
allem eine Unmenge von performativen Situationen sein, die Teil dessen sind.
Bilder:
1-3: Klon und Sichtung
4-6: 10.3.2006: Projektion von Ina Keckeis und Konzert von Superstrings im Klon
7: Vortrag von Matthias Keller vom Bayerischen Rundfunk. Erläuterung der
Filmmusik von Wotørwoerld vor Screenshotkulisse.